Wie denkt ihr mit Snaque das Konzept der Paywall neu?

Portraitfoto von Katja Waldor vom MIZ-Projektteam Snaque

Die Digitalisierung hat nicht nur journalistische Formate und Ausspielwege grundlegend verändert, sondern auch Geschäftsmodelle und Monetarisierungsstrategien. Für Verlage und private Medienhäuser stellt sich die Frage: Wie lässt sich digitaler Journalismus finanzieren?

Im Rahmen des Media Founders Program hat das Projektteam Snaque eine Lösung entwickelt, die als Ergänzung zur Paywall funktioniert und Verlagen dabei hilft, auch jenseits von Digitalabos mit journalistischen Inhalten Geld zu verdienen. Zum Abschluss der MIZ-Förderung und zum Übergang in Phase 2 des Förderprogramms beim MediaTech Hub Accelerator haben wir mit Snaque-Gründerin Katja Waldor gesprochen – über die Funktionsweise des Tools, seine Vorteile für Nutzer:innen, Werbekund:innen und Verlage und über Finanzierungsstrategien für den digitalen Journalismus.

„Der digitale Journalismus hat trotz der Einführung von Digitalabos ein Finanzierungsproblem. Die Einnahmen sind einfach zu gering, um weggefallene Printabos und -werbeerlöse zu kompensieren.“

Liebe Katja, ihr habt mit Snaque eine Ergänzung zu Paywalls entwickelt. Warum braucht es aus eurer Sicht eine neue Lösung für die Monetarisierung journalistischer Inhalte?

Katja Waldor: Der digitale Journalismus hat trotz der Einführung von Digitalabos ein Finanzierungsproblem. Die Einnahmen sind einfach zu gering, um weggefallene Printabos und -werbeerlöse zu kompensieren. Zudem sehen wir anhand von sehr hohen Bouncerates an den Paywalls, dass hier eine Divergenz zwischen Angebot der Verlage und Nachfrage von Leser:innen besteht. Wir wollen die dort entstandene Lücke mit der Snaque-Playwall schließen. Dabei steht Snaque nicht in Konkurrenz zur Paywall, sondern ergänzt sie einfach um eine weitere Funktionalität sowie um ein weiteres Angebot für eine ganz andere Zielgruppe, die Casual Readers. Zudem ermöglicht Snaque Verlagen, das Angebot nur an bestimmte Personengruppen auszuspielen. Es lassen sich darüber hinaus Einstellungen vornehmen, die helfen, Casual Readers letztlich doch noch zu Abonnent:innen zu machen.



Snaque im Praxiseinsatz bei der Sächsischen Zeitung

„Leser:innen können endlich Inhalte ohne Abo lesen, Verlage können genau diese Nutzer:innen erstmals monetarisieren und Werbetreibende haben eine gänzlich neue Form der Interaktion mit möglichen Kund:innen.“

Wie funktioniert euer Tool und was ist daran innovativ?

KW: Snaque ist mehr als nur ein Widget, welches in Verlagsseiten eingebunden wird. Hier erweitert es die Paywall um eine sogenannte Playwall, welche Leser:innen die Möglichkeit bietet, Premium-Inhalte auch ohne Abonnement zu lesen. Dafür müssen sie lediglich mit Markeninhalten interagieren. Im Hintergrund geschieht aber noch mehr: Inhalte werden per Contextual Targeting adressiert, die Interaktion der Nutzer:innen ausgewertet und Werbetreibende können somit wirklich zielgenaue Empfehlungen und Angebote machen – und das ohne Shadow-Tracking der Besucher:innen. Kurz: Leser:innen können endlich Inhalte ohne Abo lesen, Verlage können genau diese Nutzer:innen erstmals monetarisieren und Werbetreibende haben eine gänzlich neue Form der Interaktion mit möglichen Kund:innen.

„Langfristig gesehen werden die Verlage maßgeblich von unserer Plattform profitieren, die wir gerade aufbauen. Sie wird ihnen zu neuen Werbekund:innen verhelfen und zugleich auch viele Möglichkeiten bieten, die eigenen Leser:innen besser zu verstehen.“

Wie profitieren Verlage von Snaque? Und was haben die Nutzer:innen davon?

KW: Verlage profitieren von Snaque auf verschiedene Weise. Einer der wichtigsten Vorteile: Sie können mit unserer Playwall mehr Leser:innen monetarisieren und auch Casual Readers als Kund:innen binden. Zudem erhalten sie mit Snaque ein neues, interaktives Premium-Werbeformat, welches vor dem Hintergrund des Endes von Third-Party-Cookies für viele Werbende interessant sein wird. Langfristig gesehen werden die Verlage maßgeblich von unserer Plattform profitieren, die wir gerade aufbauen. Sie wird ihnen zu neuen Werbekund:innen verhelfen und zugleich auch viele Möglichkeiten bieten, die eigenen Leser:innen besser zu verstehen. Der Vorteil für die Leser:innen liegt klar auf der Hand: Sie können Premium-Inhalte mit Snaque auch ohne Abo konsumieren. Ein Angebot, welches von sehr vielen Nutzer:innen nachgefragt wird.

„Mittels einer Schnittstelle kann Snaque entweder an das CMS des Verlags oder direkt an die Paywall-Software angebunden werden.“

Wenn ein Verlag Snaque nutzen will: Wie sieht die konkrete Umsetzung aus? Und wie kann Snaque auf die individuellen Bedürfnisse eines Verlags angepasst werden?

KW: Die Integration von Snaque ist im Grunde simpel: Mittels einer Schnittstelle kann Snaque entweder an das CMS des Verlags oder direkt an die Paywall-Software angebunden werden. Anpassungen an individuelle Bedürfnisse sind nach Absprache und Prüfung möglich.

Wie geht es jetzt nach der MIZ-Förderung für euch weiter?

KW: Wir sind gerade dabei, unseren Beta-Launch bei der Sächsischen Zeitung zu starten und passen das Produkt dann auf Basis der Ergebnisse der durchgeführten A/B-Tests an. Danach werden wir weitere Verlage onboarden. Zudem geht es nahtlos weiter mit der zweiten Phase des Media Founder Programs, in der wir dann im Rahmen des MTH Accelerators vor allem das Thema Fundraising und die weitere Unternehmensentwicklung in den Fokus nehmen.

Welche drei Tipps könnt ihr anderen Mediengründer:innen mit auf den Weg geben?

KW: Erstens: In Teilprojekten denken. Am Anfang wirkt alles sehr erschlagend und man hat eine endlose To-Do-Liste. Uns hat geholfen, das Ganze in Teilprojekte einzuordnen und Schritt für Schritt abzuarbeiten. Zweitens: Kritisches Feedback als Ansporn sehen weiterzumachen und sich davon nicht entmutigen zu lassen. Drittens: Einfach machen, mutig sein.

>>> Mehr über das Projekt Snaque
>>> Mehr über das Media Founders Program

Ansprechperson

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Marion Franke

Förderung

Marion leitet den Bereich Innovationsförderung. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Fragen zu den Förderbedingungen, der Antragstellung und verantwortlich für die Betreuung der Projekte.

+49 331 58 56 58-26

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